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Katharina Tiwald [AT]

Zum Symposium 2013
entstandener Text von Katharina Tiwald »


Sehr geehrte Damen und Herren,

ich –

jaja, wir brechen immer mit diesem Ich wie mit der Tür ins
Haus in die Umstände, in die Reden, auch in die amorphe,
ungestalte Gedankensuppe brechen wir ein mit unserem
Ich-Sagen. Wir wachen auf, morgens, und müssen uns das
Ich herbeikonturieren, uns wieder einfassen in ein Ich, uns
eingrenzen; uns als Ich erklären, bevor das mit dem Tagesgeschäft
wieder losgeht. Wir ichisieren uns und müssen
uns ichisieren.
Wir alle sagen Ich irgendwann. Milliarden Ichs ertönen in
der Welt, je nachdem, wo gerade die Sonne aufgeht, und
das Ich-Sagen breitet sich aus wie ein Lauffeuer. »Ich« ist
scheinbar ein einfaches Wort. Aber das ist ein
schnatterndes Ich oder ein
knatterndes Ich, ein
pfeifendes Ich, ein
ächzendes ich oder ein
verwegenes, verträumtes, zerhackendes, spielendes, gespieltes
Ich vielleicht.
Und die Nationen erwachen, jeden Tag. Sie erwachen, von
Osten kommt die Sonne, und da steht z. B. ganz Österreich
auf und sagt: »Ja, hallo, guten Morgen, ich bin Österreich.«
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