Zum Symposium 2017
entstandenes Werk von Johanna Sebauer [AT] » (EN) here »
Die Schildkröte
Ich bekam sie damals im Sonderangebot. »Sie ist in sehr guter physischer Verfassung«, sagte der Verkäufer noch und streichelte dabei stolz seinen übertrieben bauschigen Schnurrbart. »Wirklich kerngesund. Für dich mache ich einen Spezialpreis. Weil du ein sympathischer Typ bist«. Damals wusste ich es noch nicht besser und glaubte ihm.
Also zahlte ich und war sehr zufrieden mit meinem Kauf. Ein wirklich guter Preis für eine, wie ich damals fand, ausgesprochen hübsche griechische Landschildkröte. »15 Jahre ist sie alt«, hatte mir der Verkäufer gesagt. »Bei guter Haltung kann die hundert werden.«
Mit meiner Schildkröte in einem Schuhkarton machte ich mich auf den Weg nach Hause. Der Sommer war ein furchtbar heißer und schwüler. Ich dachte daran, das weiß ich noch genau, dass es der Schildkröte wohl gut gehen musste in dieser Hitze. »Wie zuhause«, hatte ich ihr zugeflüstert, als wir mit dem Bus heimwärts fuhren. Ich auf einem Plastiksitz, an dem meine schwitzenden Oberschenkel feuchte Spuren hinterließen und die Schildkröte im Schuhkarton auf meinem Schoß. Sie bewegte sich kaum. Ab und zu hob ich den Deckel, in den ich mit einem Kugelschreiber kleine Luftlöcher gestochen hatte, aber sie hatte sich in ihrem Panzer verkrochen und lag still in einer Ecke.
Nach ein paar Tagen, in denen wir uns in angenehmer Ruhe und in der brütenden Hitze meiner kleinen Stadtwohnung miteinander vertraut gemacht hatten, gab ich der Schildkröte den Namen Egon. Ich fand, der passte gut.
Egon wirkte, als würde er sich sehr wohl fühlen. Er fraß reichlich. Am liebsten Blattsalat, Gurken, Tomaten und Erdbeeren, die er manchmal in einer derartigen Gier verschlang, dass ihm roter Erdbeersaft aus seinen schmalen, harten Nasenlöchern tropfte. In regelmäßigen Abständen verrichtete er sein Geschäft, das so aussah, wie es aussehen musste. Diesbezüglich hatte ich sicherheitshalber eine eigene Google-Recherche gestartet und mich durch Unmengen an Bildern von Schildkrötenkacke geklickt, bis ich befand, dass mit meiner Schildkröte und ihrer Kacke alles stimmte.
Egon lebte zunächst in einem Meerschweinchenkäfig, den ich noch von meinem vor vielen Jahren verstorbenen Meerschweinchen Konstantin in meinem Kellerabteil stehen hatte. Doch bald tat er mir ein bisschen Leid, denn in dem Meerschweinchenkäfig hatte er wirklich nicht viel Platz. Also entschied ich, Egon einfach frei in der Wohnung herumlaufen zu lassen. Der orangene Plastikboden des Meerschweinchenkäfigs, aus dem ich einen Teil als Einstiegshilfe für Egon herausgeschnitten hatte, diente als Rückzugsort, mit Schlafhäuschen und Toilette. Egon konnte sich nun völlig frei in meiner Wohnung bewegen. Wir waren ein äußerst ausgeglichenes, zufriedenes Gespann an Haustierhalter und Haustier, fand ich. Nichts daran empfand ich als ungewöhnlich. Doch damals hatte ich nicht ahnen können, wie sehr ich mich irrte.
Denn bald kam die Nacht, die vieles änderte. Ich war gerade am Einschlafen gewesen, in dieser hypnotisch-schönen Phase, in der man noch nicht im Schlaf angekommen, aber vom Wachsein dennoch weit entfernt ist. Eine Phase, die einem die Glieder lähmt und die Gedanken in wirren Windungen auf Reisen schickt. Ich befand mich also in diesem wunderbaren Zustand, als ich das Geräusch wahrnahm. Ein Klopfen oder Kratzen – aus meinem Trancezustand konnte ich das nicht so exakt bestimmen – an meiner Tür. Nach einer Weile hörte es auf, fing aber kurze Zeit später wieder an. Dann ging plötzlich die Tür auf und ich konnte von meinem Bett aus erkennen, wie in dem schmalen Lichtschein, den die Straßenlaterne auf meinen Schlafzimmerboden warf, Egon krabbelte. In zielstrebigen, rhythmisch rudernden Bewegungen schob er sich vorwärts, immer näher an mein Bett heran. Ich war viel zu müde, um ihn wieder aus meinem Zimmer in sein Schlafhäuschen zu befördern, außerdem störte er ja nicht. Es war lediglich seltsam, hatte er sich doch zuvor noch nie in meinem Schlafzimmer aufgehalten oder Interesse gezeigt, es erkunden zu wollen. Er sucht wahrscheinlich meine Nähe, dachte ich in diesem Moment noch und döste wieder weg. Als ich wieder erwachte, bemerkte ich, wie sich etwas gegen meine Beine presste. Es war Egon, der munter über meine Bettdecke krabbelte. Mit energischen Bewegungen warf er seine schuppigen Beinchen nach vorne, blieb mit seinen Krallen immer wieder einmal in den Falten hängen. »Herrgott, Egon«, murmelte ich in das schwarze Zimmer hinein. Die Frage, wie er überhaupt auf mein Bett gekommen war, stellte ich mir in meinem schlaftrunkenen Zustand nicht. Ich hörte ein leises Husten aus Egons Richtung und dann »Hallo Gustav«.
Sofort saß ich senkrecht. Reflexartig
antwortete ich ebenfalls mit »Hallo«.
»Kannst du auch nicht schlafen?«, fragte Egon.
Egons Stimme war tief und laut, zu laut für seinen kleinen Schildkrötenkörper. Wie ein alter Zauberer klang er. Ich starrte meine Schildkröte an, die mir plötzlich sehr fremd war. Meine Schildkröte starrte zurück. Wir beide gaben wohl ein lustiges Bild ab.
Irgendwann antwortete ich ihm: »Doch, ich kann schon schlafen, aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher. Wieso? Kannst du etwa nicht schlafen?«. Die Absurdität der Situation konnte ich in diesem Moment noch nicht in ihrer Gänze erkennen. Ich saß auf dem Bett in meinem dunklen Schlafzimmer und unterhielt mich mit meiner griechischen Landschildkröte, die ich vor einigen Wochen auf einem Flohmarkt zu einem wirklich guten Preis erstanden hatte. Egon seufzte rasselnd. »Nein, ich kriege heute Nacht kein Auge zu. Mag sein, dass es am Vollmond liegt.« Wir schwiegen uns eine Weile an. »Egon«, sagte ich irgendwann, »ich wusste nicht, dass du sprechen kannst.«
»Ja, das kann ich«, antwortete er mit seiner tiefen, lauten Stimme, dass ich mir Sorgen machte, unsere Nachbarn würden davon wach werden. »Schildkröten sprechen. Und übrigens, ich heiße Freda, nicht Egon.«
Die Verwirrung war komplett. Egon hieß Freda, hatte also ohne mein Zutun einen Namen erhalten und war außerdem Teil einer Gattung, die des Sprechens mächtig war, es aber, zumindest nach meiner Kenntnis, nie tat. Die Fragen häuften sich in meinem Kopf. Ich stellte die dümmste von ihnen: »Du bist also eine Frau, Egon? Freda?«
»Ja, das bin ich.«
»Deine Stimme«, sagte ich »Sie klingt so männlich.«
»Woher willst du wissen, ob eine Schildkrötenstimme männlich oder weiblich klingt? Bist du plötzlich Schildkrötenexperte geworden? Vor zwei Wochen habe ich noch gesehen, wie du in deiner Unterhose auf dem Wohnzimmerboden lagst und auf deinem iPad Schildkrötenscheiße begutachtet hast.«
Ich war in dem Moment froh, dass die schwarze Luft im nächtlichen Schlafzimmer meine rot anlaufenden Wangen kaschierten. Ich schämte mich vor meiner Schildkröte. Eine Tatsache, für die ich mich noch mehr schämte.
»Brüllt ein männlicher Löwe etwa tiefer als ein weiblicher?«
»Ich weiß es nicht?«
»Nein, tut er nicht. Wiehert ein Hengst etwa tiefer als eine Stute?«
»Ein bisschen vielleicht?«
»Du hast keine Ahnung.«
»Vielleicht hast du damit Recht. Aber du wirst vielleicht auch verstehen, dass ich gerade etwas verwirrt bin. Konntest du immer schon sprechen?«
»Ja, das konnte ich. Ich habe es nicht erst bei dir gelernt. Nimm dich nicht so wichtig.«
»Nein, das tue ich nicht. Wirklich nicht.«, versuchte ich meine Schildkröte zu
beschwichtigen, die sich gerade
aufzuregen schien. »Du hast vorher
einfach noch nie etwas gesagt, deshalb…«
»Ich hatte eben nichts zu sagen.«
»Okay.«
»Okay.«
»Okay.«
»Okay, dann geh ich mal wieder.«
Nach dieser Nacht sagte Egon – ich brachte es nicht fertig, ihn »Freda« zu nennen – lange nichts mehr. Bald hatte ich auch vergessen, dass er in jener Nacht überhaupt zu mir gesprochen hatte. Dennoch tat sich zwischen mir und meiner Schildkröte eine seltsame Distanz auf. Ich traute ihr nicht mehr richtig.
Ich erinnere mich an einen Moment, in dem ich eines Abends auf meiner Couch im Wohnzimmer saß.
Draußen wütete bereits der Herbst. Ich hatte mir zuvor auf dem Heimweg von der Arbeit einen Kebab bei meinem Lieblingskebabmann Yasin einverleibt und die extra Zwiebeln machten gerade meiner Verdauung zu schaffen. Druck baute sich unter meinem Hosenbund auf. Ich setzte an, um einen möglicherweise richtig Lauten, richtig Langen fahren zu lassen. Doch dann sah ich Egon, wie er über den Teppich krabbelte und zu mir hoch sah. Ich ging ins Bad und erleichterte mich dort.
Ein paar Tage nach diesem Vorfall saß Egon plötzlich wieder in meinem Bett. Ich erwachte ganz plötzlich aus einem tiefen Schlaf und sah meine Schildkröte, wie sie direkt vor mir auf dem Kopfkissen saß.
»Egon?«, fragte ich.
»Ich hab dir doch gesagt, dass ich Freda heiße.«
»Freda. Was machst du schon wieder hier?«
»Ich wollte dich etwas fragen.«
»Was denn?«
»Hast du den Herd ausgemacht?«
»Wie bitte?«, fragte ich, halb verwirrt, halb erbost.
»Ob der Herd aus ist, wollte ich wissen. Der läuft ja vielleicht noch.«
»Ja, den habe ich ausgemacht.« Ich verstand die Welt nicht mehr.
»Bist du sicher? Ich dachte nämlich beobachtet zu haben, dass du die Nudeln vom Herd genommen hast, ohne ihn auszumachen und dann ins Wohnzimmer gegangen bist. Aber vielleicht irre ich mich.«
»Ja, du irrst dich. Jetzt lass mich bitte weiterschlafen.«
»Alles klar. Wenn du das so sagst, dann wird es schon stimmen. Aber ich frag ja nur. Du erinnerst dich sicher noch an das eine Mal im Ferienhaus in Spanien, oder?«
Wieder saß ich aufrecht im Bett. »Moment mal! Woher weißt du von dem Vorfall im Ferienhaus in Spanien?«.
»Ich weiß viele Dinge, Gustav.« Meine Schildkröte sah mich einige Augenblicke lang eindringlich an. Dann bewegte sie wieder ihre scharfen Lippen, hinter denen eine rosarote Zunge zum Vorschein kam. »Ich weiß auch, was nach diesem Urlaub im Ferienhaus in Spanien passiert ist.«
Was zur Hölle war da los? Woher wusste Egon all das? Nach dem Urlaub im Ferienhaus in Spanien, in dem ich dafür verantwortlich war, dass in der kleinen Ferienhausküche der Dunstabzug zu brennen begann, waren keine schönen Dinge passiert. Es war mir ein Rätsel, wieso Egon jetzt, mitten in der Nacht, auf diese Zeit zu sprechen kam. Ich versuchte, dieser kleinen Stichelei durch gekonntes Ignorieren aus dem Weg zu gehen, sagte nicht viel und wartete darauf, dass Egon mein Zimmer wieder verließ, was er irgendwann auch tat.
»Alt wirst du schön langsam«, hörte ich Freda eines Nachts vom anderen Ende meines Bettes sagen. An den Namen »Freda« hatte ich mich mittlerweile gewöhnt. Ich war wieder kurz vorm Einschlafen gewesen, als ich ihre Stimme vernahm. Ich verdrehte die Augen hinter geschlossenen Liedern.
»Ja, Freda, danke, das weiß ich. Das haben Menschen, und im Übrigen auch Tiere, so an sich. Jünger wird, soweit ich weiß, niemand.«
»Ja, ja, ich weiß schon, dass du das weißt. Ich meine ja nur.«
»Was meinst du schon wieder?«, fragte ich genervt rhetorisch. »Bitte erhelle mich.«
»Nun ja«, begann Freda. »Ich meine eben, dass du nun schon 37 bist.«
»Und weiter?«
»Ob das so gut ist, dich jetzt auf deine Malereikarriere
zu konzentrieren, Gustav? Ich verstehe schon, dass dir die Arbeit bei der Agentur nicht mehr gefallen hat, das verstehe ich sehr gut, verstehe mich nicht falsch. Aber dennoch, es war eben schon eine sichere Einnahmequelle und etwas so einfach aufzugeben, das war schon ein bisschen, na ja, ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber das war schon ein bisschen dumm.«
Ich blieb mit geschlossenen Augen liegen,
ballte meine Fäuste in meine Bettdecke und
versuchte, meine Schildkröte zu ignorieren.
»Du hast ja immerhin eine kleine Tochter zu ernähren. Auch wenn du sie nicht so oft siehst. Weil die ist ja bei der Mutter.« Der Ton in der lauten, tiefen Stimme meiner Schildkröte wurde leicht vorwurfsvoll.
»Bitte, lass meine Tochter jetzt aus dem Spiel. Die geht dich nämlich gar nichts an. Genauswenig wie dich meine Karrierewahl etwas angeht. Okay. Ich war nicht mehr glücklich in der Agentur und das ist auch ein wichtiger Faktor, den man berücksichtigen muss. Ich bin meiner Tochter lieber ein glücklicher Vater mit Schulden, als ein unglücklicher mit einem Batzen Kohle auf dem Konto. Geld ist nicht alles, meine liebe Freda. Vor allem ist Geld nicht Glück.«
»Gustav, mit Verlaub, ich halte dich ja nicht für unintelligent, aber die Geld-kann-kein-Glück-kaufen-Geschichte ist zwar sehr süß und löblich. Aber diesen Teenager-Hippie-Idealismus, dafür solltest du eigentlich schon zu alt sein. Es geht jetzt nicht mehr um dich, sondern um deine Tochter. Wie willst du denn in der Lage sein, jemals für ihr Studium zu zahlen. Was, wenn sie mal im Ausland studieren will? Oder den Führerschein machen? Du kannst ja von mir aus so bescheiden leben, dass Diogenes neidisch wäre, aber du hast Verantwortung.«
»Es gibt ja immer noch die Mutter, so ist es ja nicht«,
versuchte ich die Sache in eine andere Richtung
zu steuern.
»Ja, ja, ja«, äffte Freda. »Jetzt wälze mal nicht die Verantwortung auf deine Ex ab. Immer sind die anderen schuld, nicht wahr? Das kannst du gut, Gustav, nicht wahr? Das ist feige und richtig scheußlich. Was ist denn zum Beispiel, wenn der Ex etwas zustößt? Wenn sie krank wird? Es kann jeden Tag etwas passieren. Bist du auf diese Eventualitäten vorbereitet?
»Freda, das ist nun wirklich sehr weit hergeholt. Halte bitte einfach deine Klappe und lass mich jetzt schlafen.«
So ging das ab diesem Zeitpunkt fast jede Nacht. Freda schob sich irgendwann in mein Zimmer, meist zu dem Zeitpunkt, an dem ich kurz, wirklich ganz kurz vor dem Einschlafen war, und saß dann plötzlich irgendwie in meinem Bett.
Jedes Mal fand sie ein anderes wichtiges Thema, über das sie mit mir reden wollte. Mal erinnerte sie mich daran, dass mein Kontostand gerade im Minus war. Mal warnte sie mich vor meiner aktuellen Romanze, mal sprach sie meinen seltsamen Ausschlag, den ich seit einigen Wochen auf dem Unterarm hatte, an.
Dann irgendwann begann sie über meine Eltern zu sprechen, über meinen Bruder, meine Cousine, meinen Cousin, meine seltsame Großtante. Freda fiel immer aufs Neue ein, wie diese Menschen gerade Unheil in mein Leben bringen könnten. Sie redete dann so lange auf mich ein, bis ich fast den Verstand verlor, und machte sich dann wieder davon.
Anfangs machte es mir nicht so viel aus. Da sie in unregelmäßigen Abständen kam. Doch nach einer Weile häuften sich ihre nächtlichen Besuche. Irgendwann kam sie jede Nacht und ich bekam die fehlenden Schlafstunden bald im Alltag zu spüren. Sie ließen mich unkonzentriert werden und ständig schläfrig. Es war keine schöne Zeit. Meine Augenringe wurden größer und dunkler. Mein Bauch dicker. Und meine Haare lichter.
Ich schleppte mich nur mehr durch die Tage, trug mich selbst neben mir her. Es war eine seltsame Zeit.
Beim Überqueren einer vielbefahrenen Straße meiner Stadt sah ich ihn eines Tages wieder. Ihn, den Verkäufer mit dem übertriebenen bauschigen Schnurrbart, der mir damals Freda zu einem Sonderpreis untergejubelt hatte. Wir erspähten einander in der Menge der geschäftig hin und her wuselnden Straßenüberquerer. Es war ein kurzer Blick, einer, der mehr sagte als die meisten Blicke, wie einer zwischen zwei Menschen, die sich nach einem Bordellbesuch oder einem Treffen der Anonymen Alkoholiker zufällig in der Straßenbahn gegenübersitzen – beschämt, wissend, verbunden. Schnell wandten wir unsere Blicke voneinander ab und gingen unserer Wege.
Irgendwann war ich so am Ende mit mir, dass ich eine Entscheidung traf. Ich packte Freda in den Schuhkarton und marschierte auf den Flohmarkt, auf dem ich sie damals erstanden hatte.
Vor mir stand eine junge Studentin mit dunklen Haaren, die sie in einen dicken Zopf geflochten hatte. »Sie ist jetzt rund 16 Jahre alt«, hörte ich mich sagen. »Bei guter Haltung wird die hundert.« Die Studentin nickte interessiert. Einen Sonderpreis und einen Handschlag später sah ich die Studentin mit einem blauen Schuhkarton unterm Arm in der Menge verschwinden. Mein schlechtes Gewissen verfolgte mich noch lange.
Biographisches zu Johanna Sebauer [AT] »
1988 in Wien geboren, aufgewachsen im wunderbaren Burgenland. Zunächst Studium der Politikwissenschaft an der Universität Wien. Danach Masterstudium in Journalism, Media and Globalization in Aarhus (DK), Santiago de Chile und Hamburg. Mit dem Schreiben begann sie vor einigen Jahren. 2014 wurde ihre Kurzgeschichte »Edina« mit dem Burgenländischen Literaturpreis ausgezeichnet. 2016 landete ihr Text »Wie Erna Rohdiebl aus Pamhagen ihr Herz an die Nordsee verlor« auf der Shortlist des ORF-Hörspielwettbe-werbes »Textfunken«. Derzeit lebt Johanna Sebauer als freie Autorin und Texterin im bunten Trubel von St. Pauli in Hamburg.
www.johannasebauer.com
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